Was ist Meditation.
Aus dem Buch von Ken
Wilber
„Mut und Gnade“
Es
lässt sich auf mancherlei Weise erklären, was Meditation ist, was sie
bewirkt, wie sie funktioniert. Mit Meditation, sagen manche, lässt sich
der Entspannungsreflex auslösen. Meditation, sagen andere, schult das
bewusste Gewahrsein; sie ist eine Methode der Ausrichtung und
Zentrierung des ich; sie hält das endlose verbale Denken an und
entspannt Körper und Geist; sie beruhigt das Zentralnervensystem; sie
mindert Stress, verleiht Selbstwertgefühl, verringert Angst und lindert
Depressionen.
All das trifft zu und wurde
klinisch bestätigt. Ich möchte aber hervorheben, dass Meditation an sich
eine spirituelle Praxis ist und immer war. Sie mag christlich,
buddhistisch, hinduistisch, taoistisch oder muslimisch sein - immer ist
sie der Weg der Seele nach innen, wo sie schliesslich ihr Einssein mit
dem Göttlichen findet. »Das Reich Gottes ist in euch« - und Meditation
ist von ihren Ursprüngen an stets der Königsweg zu diesem Reich gewesen.
Was auch immer die Meditation also zu leisten vermag, sie ist zuerst
und vor allem die Suche nach dem inneren Gott.
Ich würde sagen, dass Meditation
spirituell, aber nicht unbedingt religiös ist. Spiritualität hat mit
tatsachlicher Erfahrung zu tun, nicht mit blossen Glaubensinhalten; mit
Gott als dem Grund des Seins, nicht mit einer kosmischen Vaterfigur; mit
dem Erwachen zum wahren Selbst, nicht mit Gebeten für das kleine ich;
mit Bewusstseinsschulung, nicht mit weihevollem Moralisieren über
Unzucht und Völlerei; mit dem Geist, der in jedem Herzen zu finden ist,
nicht mit irgend etwas, das in dieser oder jener Kirche getan wird.
Kurzum, Meditation ist spirituell.
Das heisst auch, dass
Meditation nicht dieser oder jener Religion zuzurechnen ist, sondern
Bestandteil einer universalen spirituellen Kultur der Menschheit ist -
ein Bemühen, Gewahrsein in alle Aspekte des Lebens zu bringen. Sie ist,
anders gesagt, Teil dessen, was man philosophia perennis nennt, die
»immerwährende Philosophie«.
Aus dem Buch von Ken Wilber
„Mut und Gnade“
|
|
“Komm, komm wer du auch
bist, Vagant, Anbeter, Flüchtling.
Es hat keine Wichtigkeit
Unsere Karawane ist nicht eine der Verzweiflung.
Unsere Karawane ist eine des unendlichen Glücks.
Komm, auch wenn du deine Vorsätze tausend mal gebrochen hast.
Komm, komm wieder. Komm !
Maulana Jalaluddin Rumi
|