Autoritratto 1928, 1928
olio su tela
100 x 75 cm
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Copyright: © 2008 ProLitteris, Zürich
Julius Heinrich Bissier
*3.12.1893 Freiburg im Breisgau (D)
†18.6.1965 Ascona (TI).
Maler. Aquarell, Monotypie und Holzschnitt. Miniatur auf Leinen und
Baumwolle.
Ab 1961 in Ascona.
1958, als Julius Bissier bereits 65 Jahre alt war, bewirkte die grosse
Retrospektive in der Kestner-Gesellschaft, Hannover, unter der Leitung von
Werner Schmalenbach den internationalen Durchbruch des Künstlers, dessen
künstlerische Karriere durch die deutsche Geschichte schwer beeinträchtigt
worden war.
So hatte Bissier von 1933 bis 1945 keine Ausstellungsmöglichkeiten mehr und
zog sich in die innere Emigration zurück, verstärkt durch den abgelegenen
Wohnort in Hagnau am Bodensee. Die enge Freundschaft mit Oskar Schlemmer
zwischen 1933 und 1943, von der ein intensiver Briefwechsel Zeugnis ablegt,
hatte Bissier geholfen, diese Zeit der Isolation zu überstehen.
Freundschaften mit geistesverwandten Künstlern sowie eine wachsende
Zuneigung zur Südschweiz, wo Bissier 1956 erstmals und danach regelmässig
weilte, mögen ihn 1961 bewogen haben, Ascona zu seinem Alterswohnsitz zu
wählen: 1957 hatte er die Bekanntschaft mit Jean Arp gemacht, der in Locarno
lebte; 1959 lernte er Ben Nicholson kennen, der sich 1958 in Gardero bei
Brissago niedergelassen hatte, und 1961 schliesslich vertiefte sich die
Freundschaft mit Mark Tobey, dem in Basel lebenden amerikanischen Maler, der
ihm künstlerisch am nächsten stand. Nach seinem Umzug verstärkten sich auch
die kunsthändlerischen Kontakte zu Schweizer Galerien: Bereits 1959 hatte
die Galerie Charles Lienhard in Zürich Bissier in einer Einzelausstellung
vorgestellt; seit 1962 wurde er von der Galerie Beyeler in Basel vertreten,
und die Galerie Alice Pauli in Lausanne kontaktierte den Künstler kurz vor
seinem Tod und zeigte seine Werke erstmals 1966.
Nachdem Julius Bissier in der Nachkriegszeit ein von der ostasiatischen
Kunst beeinflusstes Œuvre geschaffen hatte, wandte er sich 1955 den
sogenannten Miniaturen in Eiöltempera auf Leinen oder Baumwolle zu, die
Technik, die – neben dem Aquarell – sein Spätwerk der 60er Jahre dominiert.
Die teilweise an Früchte, Schalen und Flaschen sowie architektonische Formen
erinnernden, weitgehend jedoch abstrakten Motive werden von T- und
Kreuzformen begleitet und zeigen in ihren Braun-, Ocker-, Karmin-, Lila- und
Olivtönen eine Affinität zu den Farben der Tessiner Landschaft. Viele
Bildtitel – Ascona, Monti, Rondine – verweisen deutlich auf den Einfluss des
Entstehungsortes.
Nach Bissiers Tod würdigten verschiedene Schweizer Museen den Künstler mit
einer Einzelausstellung: 1967 Kunstmuseum Winterthur, 1968 Aargauer
Kunsthaus Aarau, 1988 Museo d'Arte Mendrisio und 1989 Fondation Pierre
Gianadda, Martigny. 1993 veranstaltete das Kunstmuseum Basel, das 1982 von
der Witwe des Künstlers eine bedeutende Werkgruppe geschenkt erhalten hatte,
zum 100. Geburtstag Bissiers eine Gedenkausstellung; 1994 zeigte das
Kunstmuseum St. Gallen, das 1993 ebenfalls 13 Werke des Künstlers als
Geschenk entgegennehmen durfte, Bissier zusammen mit seinem Künstlerfreund
Mark Tobey, ergänzt durch Werke von Paul Klee.
Werkhinweis:
Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kupferstichkabinett; Kunstmuseum St.
Gallen; Düsseldorf, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen; Freiburg i. Br.,
Städtische Museen Freiburg, Museum für Neue Kunst; Graphische Sammlung der
Staatsgalerie Stuttgart.
Literatur:
• Manuela Kahn-Rossi: Museo Cantonale d'Arte Lugano. Zurigo: Istituto
svizzero di studi d'arte; Ginevra: Banque Paribas, 1994 (Musei Svizzeri)
• Julius Bissier. Vom Anfang der Bilder 1915-1939. Freiburg i. Br., Museum
für neue Kunst, 1994. [Texte:] Dieter Weissenberger [et al.]. Waldkirch:
Waldkircher Verlag, 1994
• Julius Bissier. Düsseldorf, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 1993-94.
Vorwort: Armin Zweite. Düsseldorf, 1993
• Gerlinde Schmidt: Reichtum des Wenigen. Studien zu den Tuschen von Julius
Bissier. Dissertation Universität Bern, 1993
• Gert Schiff: Julius Bissier. Tuschen. Stuttgart: Hatje, 1989
• Jules Bissier. Opere, Oeuvres. Museo d'arte Mendrisio, 1988; Martigny,
Fondation Pierre Gianadda, 1989. Testi: André Kuenzi [et al.]. Mendrisio,
1988
• Julius Bissier, Oskar Schlemmer: Briefwechsel. Hrsg.: Mathias Bärmann. St.
Gallen: Erker, 1988
• Kunstmuseum St. Gallen. Katalog der Sammlung. Redaktion: Rudolf Hanhart.
St. Gallen, 1987
• Julius Bissier. Werke 1948-1965 aus baden-württembergischen
Privatsammlungen. Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, 1986.
[Texte:] Heinrich Geissler, Anne-Dore Ketelsen. Stuttgart, 1986
• Hans H. Hofstätter: Julius Bissier. Werke im Augustinermuseum Freiburg i.
Br.. Nachwort: Jochen Ludwig. Freiburg i. Br.: Karl Schillinger, 1981
• Werner Schmalenbach: Julius Bissier. Köln: DuMont, 1974
Lexika:
AKL, Bénézit, Dictionary of Art, Vollmer
Quellen:
Ascona, Casa Rondine, Archiv Bissier
Edith Krebs / Etienne Lullin
AKL Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und
Völker. München, Leipzig: Saur, 1992 ff. [nicht abgeschlossen, deshalb nur
unvollständig nachgewiesen]
Bénézit Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs,
dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays. Par un
groupe d'ecrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition
entièrement refondue, revue et corrigée sous la direction des héritiers de
Emmanuel Bénézit. Paris: Gründ, 1976. 10 volumes. [Editions précédentes:
1911-1924; 1948-1955]
Dictionary of Art The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. London:
Macmillan; New York: Grove, 1996. 34 volumes
Vollmer Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts.
Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet,
redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. Leipzig: Seemann, 1953-1962. 6
Bände
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