Buddha-Paradies
Mohammed Nari, 4. Jahrhundert n.Chr.
Schiefer
Museum Lahore, Lahore
Foto: Peter Oszvald
©
Buddhas Paradies
Schätze aus dem
antiken Gandhara, Pakistan
6. September 2009 bis 3. Januar 2010
Diese grosse Paradies-Stele, ein Hauptwerk der Ausstellung über
buddhistische Kunst aus Pakistan, gab die Inspiration zum Titel dieser
Schau. In dem zauberhaften, fein und detailliert aus Schiefer
herausgearbeiteten Relief thront der lehrende Buddha in der Mitte. Er ist
von vielen heiligen Wesen umgeben: eine Paradieswelt voller Harmonie,
Ordnung und Frieden. Bei der Betrachtung von «Buddhas Paradies» entdeckt man
eine vielfältige buddhistische Kultur, die einst – vom 1. bis 5. Jahrhundert
– prachtvoll erblühte und eine Ausstrahlung hatte, die weit bis nach China
und Japan reichte.
Gandhara lag am Fuss des Hindukusch in der Grenzregion des heutigen Pakistan
und Afghanistan. Heute sorgen diese Gegend von Peshawar und das Swat-Tal für
Schlagzeilen. Es sind Kriegsgebiete, in denen sich ein unfassbares
Flüchtlingsdrama abspielt. Gandhara scheint uns heute eine weitab liegende
Gegend und ein undurchdringliches, unbeherrschbares Gebirgsland. Dabei stand
Gandhara, als die sogenannten Seidenstrassen noch die wichtigsten
Handelsrouten zwischen Asien und Europa waren, im «Zentrum» der Welt. Es ist
bezeichnend, dass schon Alexander der Grosse im Jahr 327 v. Chr. Gandhara
eroberte, um sich diese strategisch wichtige Region zu sichern.
Mit Alexanders Asienfeldzug war die Kultur des Mittelmeerraumes nach
Gandhara gelangt und hat sich dank eines stetigen Austauschs zwischen Ost
und West über Jahrhunderte erhalten. So erscheint uns die Kunst Gandharas
auf den ersten Blick seltsam vertraut, erinnert sie doch an die
griechisch-römische Antike.
Der zweite wichtige Impuls kam von Indien. Dort hatte im 5./4. Jahrhundert
v. Chr. der historische Buddha gelebt. Um die Zeitenwende entstanden, etwa
gleichzeitig wie im indischen Mathura, die ersten Darstellungen des Buddha.
Erstmals zeigte man den «Erleuchteten» in menschlicher Gestalt und nicht
mehr wie zuvor in Form von Symbolen. Die frühen Skulpturen aus Gandhara
zählen somit zu den ältesten Buddha-Darstellungen überhaupt.
Die grosse Blütezeit erlebte der Buddhismus in Gandhara unter dem
Kushan-König Kanishka I (ca. 127–150). Es entstanden grosse Städte und
zahlreiche Klöster. Die einst prächtigen Klöster waren mit Reliefs
geschmückt, die durch ihren erzählerischen Reichtum bezaubern: Nirgendwo in
der buddhistischen Kunst haben die Bildhauer so viele Episoden aus dem Leben
des Buddha auf so anschauliche Weise dargestellt wie in Gandhara: Seine
Geburt, sein Auszug von zu Hause, sein Leben als Asket, seine Erleuchtung
und sein Eingehen ins Nirvana. Die meist aus gräulich-blauem Schiefer
herausgehauenen Skulpturen strahlen Ruhe und Erhabenheit aus. Kraftvoll
gestaltete Körper, die in sich versunken verharren, detailreiche Reliefs,
aber auch monumental grosse Buddha-Figuren und in Fels gehauene Reliefs sind
typisch für Gandhara. Die grössten Buddhafiguren überhaupt, die
Kolossalstatuen aus Bamiyan in Afghanistan – einst stolze Zeugen der späten
Gandhara-Kultur – wurden im Jahr 2001 von den Taliban zerstört.
Ausgrabungen von Stadtgebieten belegen die weitreichenden Handelsbeziehungen
Gandharas. Die in der Ausstellung gezeigten Luxusgüter aus Gold spiegeln den
ökonomischen und kulturellen Austausch. Gandhara war ein Schmelztiegel –
dies zeigt sich vor allem in der Kunst, die mannigfaltige religiöse und
kulturelle Einflüsse spiegelt.
Die Ausstellung wurde von der Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik Deutschland organisiert. Sie war bereits in Bonn und Berlin
zu sehen und reist anschliessend von Zürich nach Paris. Sie umfasst 250
Objekte. Mit Ausnahme einiger weniger Exponate aus Museen in Paris, Berlin
und Stuttgart kommen alle gezeigten Werke aus Museen in Pakistan. Sie waren
noch nie im Westen ausgestellt und stammen teilweise aus neuen
archäologischen Ausgrabungen. Es ist den pakistanischen Museen ein Anliegen,
mit dieser Ausstellung eine andere Seite dieser sich heute in grosser Not
befindenden Region zu zeigen: Gandharas Geschichte ist voller Reichtum,
Toleranz und kultureller Vielfalt.
Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland, Bonn.
Die Ausstellung steht unter dem Patronat der UNESCO.
Die Ausstellung wird unterstützt von Novartis und der Parrotia-Stiftung.
Katalog
Zur
Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog in einer deutschen und einer
englischen Fassung erschienen:
«Gandhara. Das
buddhistische Erbe Pakistans»
Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn (Hrsg.)
384 Seiten, über 400 Farb-Abbildungen, 24,5 x 28 cm, Klappenbroschur
CHF 48.00, EUR 29.00
ISBN 978-3-8053-3956-8
«Gandhara.
The Buddhist Heritage of Pakistan»
Art and Exhibition Hall of the Federal Republic ofGermany,
Bonn (ed.)
384 pages, more than 400 colour plates, 24,5 x 28 cm CHF 48
EUR 29.00.
ISBN 978-3-8053-3957-5
Filme zur Ausstellung
Gandhara – Das
buddhistische Erbe Pakistans
Ein Film von Ulrike Becker
Der Film beschreibt die Suche nach dem Erbe Gandharas, dem versunkenen
Königreich, das einst die grosse Seidenstrasse kontrollierte. Die Herrscher
von Gandhara, die Kushana-Könige, erhoben den Buddhismus erstmals zur
Staatsreligion und begünstigten seine Prinzipien der Friedfertigkeit und
Toleranz. Das Erbe Gandharas ist heute in Gefahr. Peshawar, die Stadt am
Khyberpass, besitzt zwar die grösste Sammlung von Gandhara-Kunstobjekten
weltweit. Sie ist aber gleichzeitig die Drehscheibe eines weltweit
operierenden illegalen Kunsthandels. Im Swat-Tal, einer der schönsten
Landschaften Pakistans, sind noch Hunderte von einsam gelegenen Felsbildern
erhalten, die in Folge der Kriegshandlungen zunehmend mutwilliger Zerstörung
ausgesetzt sind.
Der Film macht auf einen Bildersturm aufmerksam, der im Westen kaum
wahrgenommen wird; sein Ausmass ist jedoch nicht geringer zu bewerten als
die Zerstörung der Riesenbuddhas von Bamiyan durch die Taliban im Jahr 2001
in Afghanistan.
Dauer: 29 Minuten
3D-Rekonstruktion und Simulation der Klosteranlage Takht-i Bahi
Eine Produktion der RWTH Aachen Center for Documentation and
Conservation, Prof. Dr. Michael Jansen, Regie: Georgios Toubekis /
Konstantinos Toubekis
Dieser Film führt auf didaktische Art in die Geschichte und Architektur
Gandharas ein. Für die Ausstellung wurde der Aufbau einer der am besten
erhaltenen Klosteranlagen – das heutige Weltkulturerbe Takht-i Bahi –
analysiert und in einer Computeranimation nachkonstruiert.
Dauer: 24 Minuten
Rahmenprogramm
Führungen und
Workshops
Öffentliche Führungen
jeweils am Sonntag 11 Uhr, Mittwoch 18 Uhr, Donnerstag 12.15 Uhr
Tastführungen
Das Museum Rietberg bietet Blinden und Sehbehinderten die Möglichkeit, diese
Ausstellung in Tastführungen zu besuchen. Elf Objekte der Ausstellung stehen
zur Verfügung und sind auch mit Braille-Etiketten versehen.
Voranmeldung erforderlich (Tel. 044 206 31 11 / 31).
Kunstwerke im
Dialog – Gandhara, Schmelztiegel der Kulturen
Interaktive Führung für Erwachsene. s. Kunstvermittlung
Offene
Werkstatt
Steinpaletten aus Gandhara: jeden Sonntag 10–16 Uhr
Familienveranstaltungen
Workshops für Grosseltern & Enkelkinder, Kinderworkshops, Familienführungen
s. Kunstvermittlung oder separater Flyer
|
|