Sinn und Zweck der Schale
"Silence en bleu", "Stille in blau"
besteht einzig und alleine darin leer zu bleiben.


Text eines dieser Gefässe
BERNADETTE BAUMGARTNER
o r i g i n a l t e x t
Es fliegt die blaue Farbe. Fliegt ohne Flügel weit hinunter auf den Grund des Meeres. Noch tiefer in die raumlose Unendlichkeit des Erdinnern. Nichts ist mehr, nur noch blau. Blaues Nichts, blaues Alles. Zeitloses Blau, dichtes Blau, transparentes Blau. Schweigen, Sprachlosigkeit, kein Wort und doch ist alles gesagt. Die Tiefe spricht zu sich selbst. Blau in Blau. Musik, Wellen, Klänge, Singen. Die Sandwüste ist durchquert, das Wasser gefunden, das Blau geschöpft in grossen Gefässen, offen und weit. Hingabe. Geben. Nichts zurückhalten. Leidenschaft, nicht blass und grau. Ganz Leidenschaft, durch das Feuer aufgestiegen in die Tiefe der Himmel, getaucht in die Weite der Meere. Ich habe die Wüste durchquert. Nicht einmal. Hunderte Male. Der Schmerz des Durstes, die Kälte der Einsamkeit, wie ein glühendes Schwert, mitten durchs Herz. Keine Hand zum halten, keine Wand um den Kopf einzurennen. Nur Nichts, nur Dürre. Die Augen trocken. Im Innern einen Staudammsee ungeweinter Tränen. Ich suche. Ich suche dich und dich ist nicht du, dich ist ich. Blind, dumm und doch so weise. Stillstand. Alles da. Nichts. Sand und Steine. Oase. Ausruhen, eine Weile. Der Durst treibt mich weiter. Finden müsse der Mensch, nicht suchen. Weiss er denn, was er finden will? Suchen kann er überall, kann die Zeit füllen, die Tage leeren. Finden ist nur ein Ort, nur eine Möglichkeit, suchen sind deren Tausende. Finden ist zu einfach. Der Mensch mag es vielfältig. Einfältig ist ihm zu banal. Der Mensch liebt Dramen, Selbstinszenierte und Fremde. Aufregung hält ihn auf Trab. Aufregung und Dramen hindern ihn am Finden. Will er überhaupt finden? Würde er finden; und insgeheim möchte das jeder Mensch, dann würde die Welt nicht mehr dieselbe sein. Und das macht Angst. Veränderung, um Himmelswillen, nur das nicht. Lieber das Alte, das Bekannte. Lieber diese Schmerzen, lieber Wüste mit kleinen Oasen von Zeit zu Zeit als die endlose Tiefe der rätselhaften See. Das Nichts und das Alles. Alles ist da zwischen Himmel und Wasser und doch ist da Nichts. Ein Bild von einer Welt die milliardenfach gespiegelt wird, von Milliarden von Augen. Jedes Auge sieht seine Welt und somit gibt es nicht die Welt. Es gibt unzählige Welten. Innere Welten, äussere Welten und keine einzige davon ist echt. Keine. Keine einzige! Blau blüht der Enzian und die Kornblume. Warum weiss ich was blau ist? Wer hat Blau zu Blau ernannt? Wer hat blau getauft? Nur weil der Mensch blau sagt, schreibt, ist blau noch lange nicht blau. Blau ohne Gedanke ist keine Farbe. Blau und Farbe, nur Worte. Vom Menschen erfundene Worte. Gefunden wo? Was heisst blau? Was ist blau? Blau als Wort heisst blau. Blau als Wort ist keine Farbe. Blau ohne Wort ist keine Farbe. Blau ohne Wort ist weder Himmel noch Wasser noch Enzian. Blau weder gesprochen, geschrieben, gedacht ist. Ist einfach. Nur das was ist. Punkt. Blau ohne Wort existiert. Alles was ist existiert, lebt, liebt, ohne Worte. Worte töten die Existenz und machen sie zu einem Ding. Zu Dingen, zu Unwahrheiten. Wahr ist nur was in seiner Ganzheit wahrgenommen wird. Wahr kann nur das sein, was als was es ist gesehen wird. Ausgesprochene Worte, gedachte Worte sind nicht mehr ursprünglich, sind nicht echt. Sind Worte für Dinge, welche nicht benannt, sondern erkannt sein wollen. Im Schweigen, im Herzen, da ist die Wahrheit. Der Verstand ist vernünftig, oder auch nicht. Hat tausend Erklärungen und Analysen in Worten und sieht vor lauter Dunkelheit verschwommen. Klarheit, Wahrheit ist nur mit dem Herzen möglich. Verstand und Augen schauen durch eine Nebelwand. Lassen sich täuschen und hinters Licht führen. Das Wort befindet sich hinter dem Licht. Davor das weite unbegrenzte Herz. Offen, hingabefähig an das was ist. Was offensichtlich ist, mit offener Sicht, was der Mensch vor lauter Offensichtlichkeit nicht sieht, weil der Verstand spricht und deutet und wenn und aber und sollte, wollte, hätte, könnte, müsste........ Dem Verstand ist nichts kompliziert genug. Die Sicht des Herzens mag er nicht. Viel lieber erfindet er Geschichten, eigene Erklärungen. Selten nur kommt er auf die Idee, sich zu misstrauen und legt sich dauernd selbst herein. Sollte er sich doch einmal hinterfragen und die eigene Geschichte widerlegen, so bemerkt er nicht, das jede neue Geschichte ebenfalls auf dem eigenen Mist wächst. Wenn es ein ausserordentlich vernünftiger Verstand ist, wird er vielleicht eines Tages feststellen, dass er dann findet, wenn er aufhört zu suchen. Und dass er dann weiss, wenn er aufhört zu denken.

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Bernadette Baumgartner


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